Entwicklung vom Knappenchor Trimmelkam
Knappenchor Trimmelkam
Bei der Vorstellung des Knappenchors Trimmelkam wollen wir mit einem kurzen Blick in die Geschichte des Braunkohlenbergbaus im Oberen Innviertel beginnen.
Der Ursprung des Knappenchors Trimmelkam ist auf die Gründung der Salzach – Kohlenbergbau Gesellschaft m.b.H. (kurz SAKOG) zurückzuführen. 1948 erfolgte der Spatenstich der Bergbauanlage. Die großtechnische Kohleförderung startete 1952 nach Abteufung der Schächte aus Flözen in einer Tiefe von etwa 100 bis 160 m. In den Jahren 1952 bis 1993 förderten die Bergleute nahezu 20 Millionen Tonnen Kohle. In dieser Zeit waren in der SAKOG durchschnittlich 800 Arbeitnehmer beschäftigt. Im Jahr 1957 erreichte die Belegschaft mit 1119 Beschäftigten den Höchststand.
Der Vortrieb der Schächte weit unter der Erdoberfläche und der Abbau der Kohle aus den Flözen war eine harte und gefährliche Arbeit. Es gab immer wieder Unfälle mit Verletzten und in der Anfangszeit waren jedes Jahr Tote zu beklagen.
Die schwere und gefährliche Arbeit konnte nur mit einer guten und kameradschaftlichen Zusammenarbeit bewältigt werden.
Zur Geschichte des Knappenchors ist festzuhalten, dass 1954 - also wenige Jahre nach dem Beginn der Kohleförderung - unter dem Vorsitz von Obersteiger Johann Berger die Gründungsversammlung abgehalten wurde. Der Volksschuldirektor Eduard Ortner wurde zum Chorleiter bestellt.
Der nachstehende Auszug aus einem Brief im Jahr 1956 an den Oberlehrer Franz Bauer von der Volksschule Ritzing zeigt eindrucksvoll die Freude am Singen und das Bemühen um die Beschaffung von Noten für die Chorgemeinschaft.
Gekürzter Zitatauszug:
„Wir haben hier in Trimmelkam erst vor einem Jahr einen Männerchor gegründet und da sind einige darunter, welche das Lied „Bei der Linde“ schon gehört und sehr großen Gefallen daran gefunden haben. Da unser Chor erst im Entstehen ist, sind wir finanziell und mit Notenmaterial noch sehr im Rückstand. Auf Anraten der Chormitglieder erlaube ich mir diese Bitte an sie zu richten, ob es Ihnen möglich wäre uns dieses Lied abzuschreiben, oder uns die Noten zu borgen, so dass wir es uns selbst abschreiben können. Wenn sie uns die Noten borgen sollten, so haben sie meine Garantie, dass sie diese in gleichen Zustand wie wir sie erhalten wieder zurück bekommen werden.“
Die lange Tradition bei den in vielen Bergwerken der Welt wirkenden Bergmannschören ist mit Blick auf die in den dunklen Schächten bei der gefährlichen Arbeit gewachsenen Kameradschaft und die Sehnsucht nach Licht und fröhlicher Gemeinschaft gut zu verstehen.
Die mit Freude singenden Männer des Knappenchors Trimmelkam tragen bei ihren Auftritten in traditioneller Verbundenheit mit dem Kohlebergbau in Trimmelkam den Bergkittel, das Ehrenkleid der Bergleute. Der Bergkittel ist mit 29 Knöpfen verziert, welche die Lebensjahre der Heiligen Barbara - die Patronin der Bergleute – symbolisieren. In der jährlichen Barbarafeier gedenken die Bergknappen, die Bergknappenkapelle und der Knappenchor im Rahmen eines feierlichen Festzugs mit Kirchgang und Festveranstaltung der Heiligen Barbara.
In der seit über 65 Jahre bestehenden Chorgemeinschaft verliehen die sangesfreudigen Männer vielen öffentlichen Auftritten einen festlichen Rahmen. Der Bogen der Vorstellungen spannt sich von gemeinsamen mit der Bergknappenkapelle gestalteten Frühjahrs- und Weihnachtskonzerten, über Chorfestivals mit anderen Chören, Kirchenkonzerten, Muttertagsfeiern, Adventsingen bis hin zu Trauerbegleitungen.
Während der nahezu 50-jährigen Betriebszeit des Bergwerkes betrug im Knappenchor der Höchststand an aktiven Sängern 42 Mann.
Für die ordnungsgemäße Vereinsführung waren in der Geschichte des Chores die Obmänner Johann Berger (1954 - 1959), Ignaz Baumgartner (1959 - 1977), Josef Radl (1977 - 2005), Helmut Schriebl (2005 – 2007), Josef Schumi (2007 – 2018),
Johann Eberherr (seit 2018) tätig. Um die musikalische Leitung waren die Herren Eduard Ortner (1954 – 1966), Herbert Lackner (1966 – 2001), Otto Gutjahr (2001 -2015), Mario El Fakih (2015 - 2016), Jorge Contreras (2016 - 2019) bemüht. Ab 2019 wurde erstmals mit der Bestellung von Evelyn Holzschuh-Bulin die Chorleitung einer Frau übertragen.
Im derzeit aktuellen Männerchor pflegen 21 aktive Sänger in den Kategorien 1. und 2. Tenor, Bariton und Bass das reiche Liedgut unserer europäischen Kultur.
Derzeit bereiten sich die Sangesbrüder in den wöchentlichen Proben auf die kommenden Auftritte beim Frühjahrskonzert am 25. April 2020 und auf das Grenzlandsingen am 26. Juni 2020 mit drei benachbarten Chören in der Mehrzweckhalle der Ortschaft Riedersbach vor.
Unsere als aktive Opernsängerin wirkende Chorleiterin Evelin Holzschuh-Bulin fordert mit ihrer Erfahrung und dem Wissen über die Sangeskunst bei den wöchentlichen Sangesproben vollen Einsatz, damit bei den Konzerten ausdrucksvolle Vorstellungen gelingen.
In Erinnerung an den Kohlebergbau in unserer Heimat möchte der Knappenchor Trimmelkam die Tradition des über 60 Jahre bestehenden Männerchors aufrecht halten und lädt alle am Gesang interessierten Männer zur Information oder auch probenweisen Teilnahme an den Sangesproben herzlich ein. Der Knappenchor freut sich über jeden Besuch bei den jeden Donnerstag um 19:00 abgehaltenen Sangesproben, die im Bergmannsheim neben der Riedersbacher Mehrzweckhalle stattfinden. Interessierten steht zudem auch Obmann Johann Eberherr (Tel: 0043 699 81482889, [email protected]) für Anfragen und Auskünfte zur Verfügung.
Zur Würdigung der Bergmannslieder singt der Knappenchor bei den Proben und bei Veranstaltungen sein Motto:
Des Bergmanns Sang hat guten Klang
es dringt so herzlich froh hinauf
aus tiefem Schacht „Glück Auf, Glück Auf“
Quellenverzeichnis:
- Auszug aus Unterlagen und dem Schriftverkehr im Archiv des Knappenchors
- Publikation „SAKOG Kohlenbergbau an der Salzach“
Herausgeber: Knappenklub Trimmelkam
Dipl. Ing. Manfred Schönlieb
Trimmelkam 97, 5120 St. Pantaleon
Berichtverfasser: Schriftführer Dr. Josef Waltl